Claudia Lobe, Tochter von Mira Lobe erzählt:
Wie das KLEINE ICH BIN ICH auf die Welt kam und mit 50 seine eigene Münze bekam
Mira Lobe, die Schriftstellerin und Susi Weigl, die Illustratorin vieler Bilderbücher, hatten eine ganz eigene Arbeitsweise: Alle 4 bis 6 Wochen trafen sie sich, besprachen und entwickelten ihre Ideen für ein neues Buch. Diese Treffen fanden entweder im damaligen Café Koralle statt, das Susi Weigls Familie gehörte, oder bei uns zu Hause. (Zur Freundschaft der beiden Frauen gehörte übrigens auch, dass Mira Lobe von Susi Weigl immer mit Mirale angesprochen wurde, während umgekehrt Mira Lobe sie stets Susinka nannte.)
Wenn also meine Mutter uns Kindern mitteilte „Heute Nachmittag kommt die Susi“, dann war uns klar, dass es erst einmal einen kleinen Ratsch mit Susi und einen selbstgemachten Apfelstrudel geben, danach aber das Wohnzimmer zum kreativen Arbeitsraum werden würde: Susi packte ihre Illustrationsmappe aus, Mira ihre Textentwürfe und beide Frauen versanken für Stunden in der gemeinsamen Konzeption und Fertigstellung eines neuen Buches.
Anlässlich eines solchen Arbeitstreffens, packte Susi Weigl nicht ihre Mappe aus, sondern setzte ein kleines ‚Fetzenviecherl‘ auf den Tisch. “Schau mal Mirale , das 1 habe ich gebastelt, könnten wir nicht mit dem ein Büchl machen?“ fragte sie. Mira Lobe empfand sofort eine tiefe Sympathie für dieses Stofftierchen. Sie nahm es vorsichtig in die Hand, setzte es wieder auf den Tisch, drehte es her, drehte es hin und meinte: “ Was ist denn das für ein nettes Geschöpf! Es hat Ohren wie ein Dackel, es hat Fransen wie ein Pony, es hat Stampferbeine wie ein Nilpferd, es hat von vielen Tieren etwas – und ist doch ein ganz eigenes Tier. Susinka, daraus machen wir eine Geschichte!“.
Und so begann die monatelange Arbeit, also die eigentliche Geburt des Kleinen Ich bin Ich. Während dieser Zeit des stetigen, intensiven Austausches schufen die beiden Frauen den Weg, den das „bunte Tier“ gehen musste, um sich aus dem Vergleich mit andren Lebewesen zu lösen.Von Mira Lobe erhielt es seine persönliche Sprechweise und von Susi Weigl seine ganz eigene körperliche Präsenz:
Das ‚Fetzenviecherl‘ wurde zum Kleinen Ich bin Ich.
Das war vor 50 Jahren. Weder die Leitung des Verlags Jungbrunnen, noch die beiden Künstlerinnen konnten damals, 1972, voraussehen, welche Resonanz dieses kleine Bilderbuch erhalten würde, bei Eltern und Kindern, bei Erziehern und Psychologen, bei Lehrern und in universitären Seminaren. In den letzten Jahren wurde es quasi zur ‚Pflichtlektüre‘ in Inklusionsschulen und bei der integrativen Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund
Kinder mögen das Kleine Ich bin Ich, weil es ihnen ähnlich ist: In seiner Mischung aus Urvertrauen und Unsicherheit stolpert es auf der Suche nach der eigenen Identität durch die Welt. Und wenn es dabei ausruft:
„Ach, ich bin, ich weiß nicht wer,
dreh mich hin und dreh mich her,
dreh mich her und dreh mich hin,
möchte wissen wer ich bin,“
dann sind vielen Kindern diese Gedanken nicht fremd. Gleichzeitig zeigt ihnen dieses kleine Fantasiewesen, dass und wie man sich von diesen Selbstzweifeln
emanzipieren kann:.
Aber dann bleibt das Tier mit einem Ruck
mitten im Spazierengehen,
mitten auf der Straße stehen,
und es sagt ganz laut zu sich:
„Sicherlich gibt es mich:
Ich bin Ich.
Susi Weigl und Mira Lobe, die beiden „Erfinderinnen“ des Kleinen Ich bin Ich wären gerührt und stolz darauf gewesen, dass die MÜNZE ÖSTERREICH den 50.
Geburtstag ihres ‚Büchls‘ mit einer eigenen Münzprägung ehrt. “Siehst, Mirale“, hätte Susi Weigl gesagt,“ jetzt hat das Viecherl sogar eine Münze!“. Und Mira Lobe hätte geantwortet: “Genau, Susinka, weil seine Geschichte den Kindern gefällt.“
Münze Österreich - 5-EURO-OSTERMÜNZE
GERSTL & MARIE - DIE NEUE PODCASTREIHE DER MÜNZE ÖSTERREICH
Wir ergründen die Geschichte hinter der Geschichte vom „Ich bin ich“, sprechen u.a. mit Mira Lobes Sohn Reinhardt Lobe und der Tochter Claudia Lobe über die wichtige Botschaft, die das Kinderbuch vermittelt, und sind dabei, wenn das Bild des bunten Tierchens erstmals auf eine Münze geprägt wird.
Mit: Claudia Lobe, Dr. Reinhardt Lobe, Elisabeth Noggler (Wien Museum), Anna Stacher-Gfall (Jungbrunnen Verlag), Herbert Wähner (Münze Österreich), Sandra Pfeiffer (Münze Österreich) und Joanne Hoffman